Autos mit Elektroantrieb brennen grundsätzlich nicht häufiger als Benziner – doch wenn E-Autos in Flammen stehen, wird es gefährlich, denn das Löschen von batteriebetriebenen Fahrzeugen ist wesentlich aufwändiger als bei Autos mit herkömmlichen Antrieben. Darauf hat man beim Kreisfeuerwehrverband, dem Hochtaunuskreis, der Stadt Bad Homburg und der Feuerwehr der Stadt Bad Homburg reagiert: Am Dienstag, 26. Oktober 2021, stellten der Chef der Bad Homburger Feuerwehr, Branddirektor Daniel Guischard, und Kreisbrandinspektor Carsten Lauer in der Bad Homburger Feuerwache sowohl ein kreisweites Einsatz‐ und Ausbildungskonzept für Brände von Kraftfahrzeugen mit Elektroantrieb und Hochvoltspeichern als auch ein neues Lösch‐, Bergungs‐ und Quarantänesystem inklusive Schulungskonzept vor.
„Der Hochtaunuskreis und die Stadt Bad Homburg nehmen an dieser Stelle eine Vorreiterrolle ein“, betonte Oberbürgermeister Alexander Hetjes, der gemeinsam mit Landrat UIrich Krebs, Bürgermeister und Feuerwehrdezernenten Dr. Oliver Jedynak sowie dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands Hochtaunus, Norbert Fischer, an der Vorstellung teilnahm. Tatsächlich sind der Kreis und die Stadt hessenweit die erste Region, die ein kreisweit einheitliches Konzept zur Schulung von Feuerwehrangehörigen bezüglich der Gefahren und der Einsatztaktik bei Bränden von Kraftfahrzeugen mit Elektroantrieb und Hochvoltspeichern umsetzen.
„Ich freue mich, dass die Feuerwehren des Hochtaunuskreises mit einem einheitlichen Ausbildungs- und Einsatzkonzept als Vorreiter zu dieser aktuellen Thematik antreten“, sagte Landrat und Brandschutzdezernent Ulrich Krebs. Es sei auch immer einer Herausforderung, ein Feingefühl für aktuelle Themen zu haben und dies in passenden und einheitlichen Konzepten darzustellen. Er sei stolz, dass auch an dieser Stelle das Zusammenspiel der beteiligten Akteure – Hochtaunuskreis, Stadt Bad Homburg, Automobilindustrie und IHK – so einwandfrei geklappt habe, so Krebs.
Sowohl beim Hochtaunuskreis als auch bei der Stadt Bad Homburg hat man die Notwendigkeit einer flächendeckenden Qualifizierung von Einsatzkräften erkannt und fördert die kreisweite Standardisierung des Lösch‐, Bergungs‐ und Quarantänesystems. Dass ist umso mehr von Bedeutung, da im Zuständigkeitsbereich der Feuerwehren im Hochtaunuskreis neben kommunalen Straßen, Kreis‐, Land‐ und Bundesstraßen auch Bundesautobahnen betreut werden. Hinzu kommt eine steigende Zahl an Zulassungen an E-Fahrzeugen im Hochtaunuskreis sowie eine entsprechende Dichte an Autowerkstätten.
„Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir zu aktuellen und neuen Themen einfache und unkomplizierte Ausbildungs- und Einsatzkonzepte anbieten können“, betont Kreisbrandinspektor Carsten Lauer, der auch Leiter der Unteren Katastrophenschutzbehörde ist. Es sei überaus wichtig, dass die Feuerwehren des Hochtaunuskreises im Einsatzfall schlagkräftig agieren könnten. Gerade weil überwiegend ehrenamtliche Feuerwehrfrauen und -männer im Einsatz wären, müsse man hier jederzeit auf aktuelle Themen mit innovativen Ausbildungs-und Einsatzkonzepten reagieren, so Lauer.
Das Schulungskonzept besteht aus einem mehrteiligen E‐Learning‐Lehrgang, der insbesondere auch unter Corona-konformen Bedingungen durchgeführt werden kann. Je nach Entwicklung der Infektionszahlen sind aber auch Präsenzschulungen möglich. Hierzu stehen diverse Demonstrationsobjekte, die von der Automobilindustrie gestellt werden, zur Verfügung. Das Konzept wird in die Kreisausbildung „Technische Hilfeleistung – Verkehrsunfall“ des Hochtaunuskreises standardmäßig integriert und schließt hierbei eine thematische Lücke.
Ein technisches System zur Kühlung und Sicherung von havarierten Hochvoltspeichern fehlte bislang im Ausrüstungsportfolio der Feuerwehren. In Kooperation mit einem Unternehmen für flexible Behältertechnik und der Feuerwehr Bad Homburg wurde jetzt ein anwenderfreundliches System entwickelt, welches die verschiedenen Bedürfnisse der Feuerwehr, der Bergungsunternehmen und der Kfz‐Werkstätten vereint. „Hierdurch ist ein technisch aufeinander abgestimmter Gefahrenabwehr‐, Bergungs‐, Quarantäne und Entsorgungs‐Prozess entstanden“, freute sich Bad Homburgs Feuerwehrdezernent Dr. Oliver Jedynak, der als Bürgermeister auch für Nachhaltigkeit und Mobilität zuständig ist.
Die Vorteile des neuen Systems liegen in einem geringen Löschwasserverbrauch, einer einfachen Bedienung ohne größeren Schulungsaufwand, eine platzsparende Bevorratung und geringe Anschaffungs‐ und Unterhaltkosten. Die Bad Homburger Feuerwehr hat das System in mehreren Testreihen erprobt und mitgestaltet. Bislang hat es im Rahmen von Einsatzerprobungen durchweg positive Rückmeldungen der haupt‐ und ehrenamtlichen Einsatzkräfte gegeben.
Bei der realitätsnahen Vorführung eines Brandes eines E-Autos am Dienstag wurde das neue Lösch‐, Bergungs‐ und Quarantänesystems vorgeführt, außerdem gab es diverse Demonstrationsobjekte aus der Lehrsammlung des Schulungskonzepts, eines ausgestatteten Bergefahrzeuges sowie ein exemplarischer Aufbau eines vollständigen Quarantäneplatzes aus dem Kfz‐Handwerk zu sehen.
Quelle: Magistrat der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit